Über eine Woche bekämpften täglich bis zu 100 THW-Einsatzkräfte eine Ölverschmutzung des Nord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Bundes setzten ihren Einsatz vom 21. bis 28. Dezember auch über Weihnachten fort. Mehrere Tonnen Rohöl waren durch ein Leck in einer Ölleitung am Nordwestufer der Seeschifffahrtsstraße ausgetreten und sorgten für eine erhebliche Verschmutzung der Schleusenausfahrten, mehrerer Hafenbecken und des nördlichen Anlegers der Kanalfähre Ostermoor. Ein mehrere Kilometer langer Ölfilm trieb tagelang auf dem Kanal, bis hinauf zur Grünenthaler Hochbrücke. Der Kanal wurde daraufhin bis zum 3. Januar 2023 für den allgemeinen Schiffsverkehr gesperrt. Das Havariekommando, das die Gesamteinsatzleitung übernahm, setzte unter anderem Ölbekämpfungs- und Mehrzweckschiffe des Bundes und der Länder auf dem Kanal ein. Am Ufer arbeiteten mehr als 150 Kräfte von Technischem Hilfswerk (THW), Feuerwehr, LKN.SH und Havariekommando um das Öl aufzunehmen. Mit Rücksicht auf die Familien wurde an Heiligabend die Arbeit ab 15:00 Uhr unterbrochen.
Bereits am vierten Adventswochenende hatten kleinere Ölmengen auf dem Wasser zu einem ersten gemeinsamen Einsatz von Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) geführt. Zur Eindämmung setze der LKN.SH drei Ölwehren ein, die von den Freiwilligen Feuerwehren Brunsbüttel und Glückstadt und dem THW-Ortsverband Pinneberg aufgestellt wurden. Mit zwei Mehrzweckarbeitsbooten wurden viele 100 Meter Ölsperren ausgebracht und weitere Maßnahmen zur Ölbekämpfung eingeleitet.
Nachdem weitere und erheblich größere Verschmutzungen festgestellt wurden, hatte das Havariekommando am 21. Dezember die Einsatzleitung übernommen. Der LKN alarmierte THW-Fachgruppen zur Ölschadensbekämpfung aus Schleswig-Holstein und Hamburg, später auch aus Niedersachen und Bremen. Unter technischer Beratung des Havariekommandos bargen Kräfte von Freiwilligen Feuerwehren, die Besatzungen der Ölbekämpfungsschiffe, Helferinnen und Helfer des THW und Beschäftigte von Firmen, teilweise unter Atemschutz, das Öl vom Wasser. Mit langen Ölsperren wurden die Ausbreitung des Öls verhindert und Öl auf dem Wasser zu den Aufnahmegeräten gelenkt.
Mit mehreren Mehrzweckarbeitsbooten und verschiedenen Öl-Skimmern nahmen die Einsatzkräfte fast 300 Tonnen Öl-Wasser-Gemisch auf und pumpten es für eine spätere Behandlung und fachgerechte Entsorgung in Falttanks um. Von dort wurde es dann mit Saugwagen zur weiteren Behandlung und ggf. Entsorgung in eine Raffinerie transportiert.
Mit spezieller Schutzbekleidung ausgestattete, ehrenamtliche Spezialisten übernahmen zudem die Reinigung von stark verschmutzten Uferbereichen und Spundwänden. Die Einsatzleitung setzte die Mehrzweckschiffe des Bundes, NEUWERK und SCHARHÖRN zur Ölbekämpfung ein. Unterstützung erhielten sie durch das flachgehende Landesschiff KNECHTSAND und den Schubverband ODIN-LÜTTMOOR des LKN.SH.
Funk- und Führungskräfte des THW-Fachzuges Führung/Kommunikation aus Lübeck unterstützen, gemeinsam mit einem Zugtrupp und der Technischen Einsatzleitung der Feuerwehr die Gesamteinsatzleitung des Havariekommandos beim Aufbau und Betrieb einer örtlichen Einsatzleitung (ELO) zur Koordinierung und Dokumentation aller Maßnahmen. Für das leibliche Wohl der Einsatzkräfte vor Ort sorgten Kameradinnen und Kameraden vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Die Zusammenarbeit zwischen THW, Havariekommando und Partnerorganisationen war in den vergangenen Jahren in zahlreichen Speziallehrgängen im THW-Ausbildungszentrum Hoya geschult und zuletzt im Sommer 2022 im Rahmen der internationalen Großübung BALEX Delta vor Rostock-Warnemünde geübt worden. Jetzt hatte sich diese Arbeit im Einsatz sehr bewährt. Das VOST des THW war auch im Einsatz und hat im Auftrag des Havariekommandos die Lage in den Sozialen Medien überwacht.
Zusätzlich zur praktischen Durchführung der vielfältigen Ölbekämpfungsmaßnahmen planten Teams aus Havariekommando, LKN.SH und THW die weiteren Arbeiten an allen vier Untereinsatzabschnitten. Das THW übernahm verschiedene Transport- und Logistikaufgaben an Land und zu Wasser und arbeitete dazu mit zahlreichen Firmen zusammen, an die die weiteren Reinigungs- und Sanierungsarbeiten am 28. Dezember übertragen wurden.
Für die Erkundung der Schadenslage aus der Luft setze das THW wiederholt unbemannte Luftfahrzeuge („Drohnen“) in enger Abstimmung mit dem Havariekommando ein. Weitere Daten sammelte das Havariekommando mit Überflügen der Einsatzstelle durch die Sensorflugzeuge vom Typ Do 228. So wurde die Wirksamkeit der getroffenen Ölbekämpfungsmaßnahmen erkundet und dokumentiert.
Zur Anerkennung des großen Engagements der überwiegend ehrenamtlich tätigen Einsatzkräfte besuchten Schleswig-Holsteins Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Tobias Goldschmidt, und weitere Gäste des THW-Landesbeauftragten Dierk Hansen, die Einsatzkräfte am ersten Weihnachtstag und dankten allen vor Ort für den unermüdlichen Einsatz: „In diesem Einsatz zeigt sich wieder einmal, wie wichtig die gemeinsamen Lehrgänge und regelmäßigen Übungen des THW auch im Bereich der Ölschadensbekämpfung mit dem Havariekommando und unseren Partnerorganisationen waren und bleiben, um mit Technik und Teamwork schnell und gezielt zu helfen und Gefahren zu beseitigen“, stellte der Landesbeauftragte Dierk Hansen anerkennend fest. Dem schlossen sich Minister, Landrat und Kreiswehrführer des Kreises Dithmarschen, Bürgermeister und Wehrführer der Stadt Brunsbüttel, Vertreter des Havariekommandos und der Geschäftsführung der Raffinerie Heide gerne an. Im Anschluss verteilten Sie kleine Weihnachtspräsente an alle anwesenden Einsatzkräfte. Dr. Robby Renner, der Leiter des Havariekommandos und der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt, der ebenfalls am Einsattzort war, dankten allen Kräften für ihren engagierten Einsatz.
Am 28. Dezember wurden die verbliebenen Einsatzstellen an eine Firma abgegeben und der Einsatz für die THW-Kräfte und ihrer Partnerorganisationen beendet. Am gleichen Tag gab auch das Havariekommando die Einsatzleitung wieder ab. Im Laufe des 3. Januar wurde der Schiffsbetrieb auf dem Nord-Ostsee-Kanal, eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt, wieder freigegeben.