Glücklicherweise handelt es sich bei diesem realistischen Szenario nur um die Alarmübung „Wilster-Wind 2017“, die sich die Übungsleitung um Daniel Werner (THW-Geschäftsstelle Lübeck) und Simon Schoss (Ortsverband Bad Oldesloe) gemeinsam mit einem Planungsstab ausgedacht haben.
Schon kurz nach der Alarmierung treffen der THW-Fachberater aus dem Ortsverband Lübeck und die ersten Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren Innenstadt, Vorwerk und Groß Steinrade sowie ein Rettungswagen der Johanniter Unfallhilfe auf dem Truppenübungsplatz Wüstenei, dem fiktiven Handlungsort Wilster, ein. Die Technischen Züge der THW-Ortsverbände Lübeck, Bad Oldesloe und Neustadt in Holstein werden kurze Zeit später folgen.
Während die Einsatzkräfte der Feuerwehr nach einer Lageerkundung mit dem Aufbau einer Löschwasserversorgung über mehrere Kilometer Länge sowie der Suche und Rettung der vermissten Personen in und um den brennenden landwirtschaftlichen Betrieb beginnt koordiniert der THW-Fachberater den bevorstehenden Einsatz der Bergungsgruppen und der THW-Fachgruppe Räumen mit dem Zugtrupp des Technischen Zuges.
Neben dem Gebäude hat eine Bergungsgruppe des THW-Ortsverbandes Lübeck bereits damit begonnen einen durch Windbruch versperrten Waldweg mit Hilfe von Kettensägen, Seilwinde und per Hand zu räumen. Zunächst aber muss die Einsatzstelle ausgeleuchtet werden, um auch nach Einbruch der Nacht sicher weiterarbeiten zu können.
Mehrere Statisten, die Verletzte, Pressevertreter oder auch „Gaffer“ spielen lassen schnell vergessen, dass es sich bei dem Szenario nur um eine Übung handelt. Zusätzlich sorgen Sprengberechtigte des THW mit pyrotechnischen Spezialeffekten für immer neue Herausforderungen bei der Brandbekämpfung und sich wandelnde Einsatzanforderungen.
An anderen Stellen auf dem weitläufigen Truppenübungsplatz warten weitere Herausforderungen auf die Einsatzkräfte. Ein Weg ist durch einen Erdrutsch versperrt und muss nun mit schwerem Räumgerät vorsichtig und zügig geräumt werden, um den nachfolgenden Rettungseinheiten Zugang zu schaffen. Eine angenommene Gasleitung muss dabei zunächst erkannt und gesichert werden, bevor der Radlader der Fachgruppe Räumen sich vorarbeiten kann.
Nur wenige Meter weiter müssten THW-Kräfte eine Seilbahn errichten, um (angenommene) Verletzte durch das unwegsame Gelände zu transportieren. Eine weitere Übungsaufgabe sieht das Errichten einer freitragenden Behelfsbrücke mit Hilfe des Einsatzgerüstsystems vor, um der eingeschlossenen Bevölkerung einen Weg aus der abgeschlossenen Region zu ermöglichen.
An allen Übungsstationen befinden sich auch einsatzerfahrene Schiedsrichter, die jeden Einsatzschritt und die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften wie auch die Kommunikation unter den Einsatzkräften bewerten. Schließlich soll die Alarmübung auch eine Grundlage bieten, um die Ausbildung der Einsatzkräfte weiter zu verbessern und praktische Erkenntnisse für die Abarbeitung von Einsatzaufgaben zu gewinnen.
Erkenntnisse für die Zusammenarbeit verschiedener Behörden und Organisationen bei Großsschadenslagen, darum geht es auch den Übungsbeobachtern der Katastrophenschutzbehörden aus den Landkreisen Plön und Herzogtum-Lauenburg, die gemeinsam mit dem Referatsleiter des THW-Landesverbandes Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, Olaf Nentwig, an der Übung teilnehmen.
Gegen 22:00 Uhr nach einer warmen Mahlzeit von der Logistikgruppe des DRK Ostholstein kann Übungsleiter Daniel Werner eine erste positive Zusammenfassung geben. Auch wenn die Auswertung der Übungsberichte noch etwas Zeit benötigen wird, alle Aufgaben wurden erfolgreich bewältigt und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der beteiligten Organisationen haben die gestellten Aufgaben gemeistert.
Nicht nur nach Stürmen wie „Xavier“ am Vortag der Übung trainieren die Einsatzkräfte von THW und Feuerwehren für den Ernstfall. In unterschiedlichsten Übungen und Ausbildungen bereiten sich die Spezialisten der unterschiedlichen Bergungs- und Fachgruppen des THW auf technische Hilfe nach Störungen und Ausfälle der Infrastruktur oder zur Rettung von Menschen in Not vor.