Am Donnerstagabend war das Fährschiff „Nils Holgersson" mit der am Skandinavienkai festgemachten Fähre „Urd" kollidiert und hatte dabei ein nach Medienangaben rund 18 Quadratmeter großes Loch in die Backbordseite der Urd gerissen. Das bereits weitgehend mit LKW beladene Schiff machte daraufhin erheblich Wasser, dass mit den bordeigenen Pumpen zunächst nicht mehr hinreichend gelenzt werden konnte.
Da eine Gefährdung von Menschenleben zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte, hatte die Einsatzleitung der Feuerwehr zunächst unter dem Stichwort „ManV - Massenanfall von Verletzten" Großalarm für Feuerwehren und Rettungsdienste ausgelöst, die mit einem Großaufgebot sofort zum Skandinavienkai eilten.
Ein zur Schadensstelle entsandter THW-Fachberater alarmierte in Abstimmung mit der Technischen Einsatzleitung der Feuerwehr und dem OV-Stab bzw. dem THW-Landesverband Küste den Zugtrupp und die 2. Bergungsgruppe des Technischen Zuges des OV Lübeck sowie die Fachgruppe Wasserschaden und Pumpen (WP) des OV Oldenburg, um die Pump- und Sicherungsarbeiten auf dem Havaristen zu unterstützen.
Noch am Abend hatte das Havariekommando in Cuxhaven die Einsatzleitung und damit die Koordinierung aller eingesetzten Kräfte übernommen. Die Einsatzkräfte des THW wurden vor Ort durch den Zugtrupp des Technischen Zuges aus Lübeck koordiniert, der in ständigem Kontakt mit der Schiffsführung und der Technischen Einsatzleitung der Feuerwehr stand.
Mit der 175KvA-Netzersatzanlage stellten die THW-Experten die Stromversorgung für mehrere Pumpen sicher, mit denen die Lenzarbeiten im vollgelaufenen Unterdeck des Schiffes unterstützt wurden. Die leistungsstarken mobilen Großpumpen der Fachgruppe WP aus Oldenburg wurden bis zum Freitagmorgen als technische Reserve vorgehalten, um bei Bedarf die vorhandenen Pumpenleistungen zu verstärken.
Die vorsorglich alarmierten Fachgruppen WP der Ortsverbände Mölln und Hamburg-Bergedorf hatten sich ebenfalls unmittelbar nach der Alarmierung auf den Weg nach Travemünde gemacht. Ihr Einsatz war jedoch nicht mehr erforderlich.
In der Unterkunft des THW-Ortsverbandes Lübeck war bereits kurz nach Beginn des Einsatzes der Führungsstab zusammengetreten, um gegebenenfalls weitere Einsatzkräfte zu alarmieren und den Austausch der ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu koordinieren. Insgesamt kamen mehr als 50 Einsatzkräfte der alarmierten THW-Ortsverbände zum Einsatz.
Nachdem in der Nacht zu Freitag eine Tauchfirma das Loch auf der Bachbordseite verschlossen hatte, konnten mit Hilfe der bordeigenen und zusätzlich eingesetzten Pumpen erhebliche Wassermengen aus dem Rumpf gepumpt und das Fährschiff so stabilisiert werden. Am frühen Freitagabend konnte darauf hin in Abstimmung mit der Schiffsführung der Urd und der Einsatzleitung der Feuerwehr auch der Einsatz des letzten THW-Bergungsteams in Travemünde beendet werden.
Um Umweltgefahren durch eventuell austretende Treibstoffe oder andere Schadstoffe nach Möglichkeit auszuschließen hatte die Feuerwehr den Havaristen, beratend unterstützt durch Experten der THW-Fachrguppe Ölschaden, vorsichtshalber mit einer Ölsperre eingeschlängelt.
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe sowie Innensenator Bernd Möller hatten sich bereits kurz nach Einsatzbeginn sowie im Laufe des Freitag vor Ort ein Bild von den Sicherungsarbeiten gemacht und lobten das gute Zusammenspiel der eingesetzten Hilfsorganisationen. In einer Pressekonferenz betonte auch der Leiter der Feuerwehr Lübeck, Oliver Bäth, noch einmal die gute Leistung der THW-Spezialisten und dankte ausdrücklich für die Übernahme der technischen Assistenz durch das THW.
Neben den Kräften der Lübecker Feuerwehren und Rettungsdienste kamen auch zwei Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sowie die Polizei und Zoll zum Einsatz, um die Sicherungs- und Pumparbeiten auf dem Havaristen zu gewährleisten.
Text & Fotos: Th. Schultz