Der Ort Borne Soliniwo ist aus einem seit 1919 genutzten militärischen Komplex entstanden und liegt mitten in einem 21.000 ha großen Waldgebiet mit großen Seen, Kanälen und Mooren. Für eine kombinierte Übung ein ideales Gebiet. Damit die vielfältigen Einsatzoptionen des THW parallel geübt werden konnten, wurden drei Szenarien gleichzeitig dargestellt, die die Helferinnen und Helfer fachlich forderten: Eine Gruppe erlebte in einem Camp für humanitäre Helfer im fiktiven Staat Tukastan die Unbilden fehlender öffentlicher Sicherheit und sollte lernen, sich damit zu arrangieren. Für Stress sorgten dabei erfahrene Rollenspieler aus Norderstedt, Kaltenkirchen und Borne Sulinowo, die ortsansässige Bevölkerung, Rebellen, Marktbeschicker und Hilfesuchende spielten.
Fachgruppen Wassergefahren aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein trainierten an drei Stellen mit den polnischen Partnern. Dabei war der Austausch über die Unterwasserortung mit Sonartechnik und kabelgesteuerten Unterwasserfahrzeugen (ROV) sehr spannend, denn diese Schule bildet alle Polnischen Feuerwehrleute an diesen Geräten aus. Auch aus dem Ortsverband Lübeck und benachbarten Ortsverbänden des Geschäftsführerbereiches Lübeck nahmen ehrenamtliche Einsatzkräfte an der internationalen Übung teil.
Für die Übungsstelle „Tauchereinsatz“ wurde die schwimmende Arbeitsplattform aus Hamburg-Harburg aufgebaut und mit zwei Hebevorrichtungen ausgerüstet. Die Ortungsmannschafft musste einen zuvor versenkten Bootsrumpf finden, der anschließend mit polnischen Tauchern und THW-Technik geborgen wurde. Die erforderlichen Transportfahrten auf dem zunächst vollkommen unbekannten Gewässer übernahmen FinJet Boote aus Wolgast und Pinneberg. Sie fuhren auch für die humanitären Helfer, so dass diese Übungsteile verbunden waren.
Hintergrund der dritten „Einsatzlage“ waren ausgedehnte Waldbrände. Für die große Anzahl polnischer Tanklöschfahrzeuge sollte das THW mindestens 10.000 Liter Löschwasser pro Minute (l/min) an einer gut ausgebauten Straße bereitstellen. Das Wasser war einem Kanal zu entnehmen, der ca. 800 Meter weit weg und mind. 20 Meter niedriger lag, als die vorgegebene Wassertankstelle. Die Schlauchleitung querte außerdem einen Forstweg und die einzige Straße nach Borne Sulinowo. An dieser Einsatzstelle kamen die High-Capacity Pumping Modules aus den Landesverbänden Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein (HCP-DE Elbe) und Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt (HCP-DE Spree) zum Einsatz.
Obwohl es eine Übung war, musste auch diese Einsatzstelle sorgfältig erkundet werden, denn die im März 2014 ausgearbeiteten Pläne ließen sich nicht mehr umsetzen. Die Forstverwaltung hatte einen Hang wieder aufgeforstet, der daher nun nicht mehr als Übungsfläche zur Verfügung stand. Die eingetretene Verzögerung machten die Helfer jedoch durch doppelten Einsatz wett. Parallel begannen die Teams an vier Stellen mit der Arbeit. Berlin errichtete die Saugstelle mit zwei Pumpen (5.000 + 15.000 l/min) ein und querte den Forstweg mit einen Schlauchgraben und Bodendruckplatten. An dem höchsten Geländepunkt wurde die Übergabestelle aufgebaut. Hier kamen baugleiche Pumpen zum Einsatz. Der Forstweg wurde im weiteren Verlauf mit einer Hängebrücke gequert und weiter ging es zur Wassertankstelle. Um den Betrieb üben zu können, simuliere eine fünfte Pumpe die Wasser abnehmenden Feuerfahrzeuge und förderte das Nass zurück in den Kanal. Die Querung der öffentlichen Straße wurde besonders elegant gelöst: Die Prallmauer unter der Kanalbrücke bildet ein Sims aus, dass den Schlauchleitungen ausreichend Platz bot. Erstaunlich war, dass der Förderdruck ausreichte, um das Wasser von diesem niedrigsten Punkt aus wieder hoch zur Wassertankstelle zu bringen.
Wegen einer Reihe von Unterbrechungen, die allein der Übung geschuldet waren (lange Essenpausen, Besprechungen), konnte der Aufbau erst gegen 19:50 Uhr abgeschlossen werden. Gegen 20:30 Uhr war die Förderstrecke eingeregelt und die Helfer gingen in den Schichtdienst über. Bis 9:00 Uhr am nächsten Tag wurde die Strecke betrieben, dann begann der Rückbau, unterbrochen von zwei besonderen Erlebnissen: Einer Fahrt mit einem Amphibienfahrzeug und der Besichtigung einer polnischen Großpumpe, mit einer Förderleistung von 45.000 l/min.
Ein langer Übungstag endete daher erst um 19:30 Uhr und damit gerade rechtzeitig für das Grillfest der polnischen Gastgeber. Der Erfahrungsaustausch war sehr wertvoll und es wurde noch lange an vielen Tischen gefachsimpelt, mal in Englisch, mal in Deutsch und auch mithilfe der vier Dolmetscher, die sich dem THW dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hatten. Der Rückmarsch begann am Sonntag gegen halb elf in Polen und endete an den Standorten, für die einen früher und für die letzten gegen 21:00 Uhr.
Text: Claus Böttcher (OV Pinneberg)