„Im Rahmen einer Pressekonferenz für Fachmedien und Vertreter der örtlichen Hilfeleistungsorganisationen werden wir heute die neue taktische Einheit für ‚Redundante Kommunikation‘ im THW vorstellen.“, berichtet THW-Sprecher Thorben Schultz. Auf dem Gelände des THW-Ortsverbandes Lübeck wird daher heute gegen 10:00 Uhr eine kurze Einsatzvorführung stattfinden.
Gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie und dem Bundeslandwirtschaftsministerium hat das THW bereits 2018 nach neuen Wegen gesucht, um Alternativen für den Fall zu schaffen, dass etablierte Kommunikationswege ausfallen sollten.
Technische Ansätze wie ein bundesweites Rohrpostsystem oder der flächige Aufbau von Signaltürmen für Rauch- oder Flaggensignale erwiesen sich schnell als unfinanzierbar oder scheiterten am Fachkräftemangel im Bereich der nautischen Signalkunde. Da kam die Idee einer ehrenamtlich tätigen THW-Helferin, die hauptberuflich im Bundeslandwirtschaftsministerium beschäftigt ist, gerade Recht: Warum nicht auf bewährte Systeme zurückgreifen und für heutige Anforderungen ertüchtigen?
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Unanfällig gegen Hackerangriffe
- Übermittlung von Texten und Bildern sowie kleineren Speichermedien
- Sichere Übertragungswege bis zu 150 Kilometer
- Nachhaltige Ausgestaltungsmöglichkeiten
Nach einem Erprobungsversuch im THW-Ortsverband Melle 2019 und einer anschließenden Machbarkeitsstudie im Ortsverband Kempten 2021 wird der neue Führungstrupp (Typ B) bundesweit ab sofort in allen Fachzügen Führung/Kommunikation als zusätzliche Teileinheit disloziert.
Der Ortsverband Lübeck macht dabei im Landesverband Küste den Auftakt. Aufgrund der besonderen Lage zwischen der Lauenburgischen Seenplatte und der Ostsee mit besonders schwierigen und wechselhaften Wind- und Wetterverhältnissen kommt nun das „Finetuning“.
Fortentwicklung der Einsatztaktik
Zusammen mit Studierender der Fachschaft Veterinärmedizin an der Universität der Freien und Hansestadt Hamburg, soll nun ein besonderes Federnöl erprobt werden. Das Fett wird aus natürlichen Bestandteilen des Strandhafers gewonnen und hat mehrere positive Eigenschaften. So wirkt es nicht nur abweisend gegen See- und Regenwasser, es fördert auch den Stoffwechsel und verbessert die Flugeigenschaften. Zudem verströmt es einen Duftstoff, der Fressfeinde, darunter den in der Region Lübeck vorkommenden Schalhabicht, vergrämen soll.
Lübecks THW-Ortsbeauftragter Rainer Mahn zeigt sich optimistisch, was den taktischen Mehrwert der neuen Teileinheit angeht: „Auch wenn wir als Technisches Hilfswerk grundsätzlich technisch-humanitär ausgerichtet sind, müssen wir für den Fall der Fälle auch Alternativpläne entwickeln. Der Einsatz von Brieftauben versetzt uns in die Lage, auch bei flächigen Ausfällen von Strom und Telekommunikation Informationen schnell und sicher zu übermitteln.“
In vier aufeinander aufbauenden Lehrgängen an einer der drei Bundesschulen des THW lernen die Funk- und Führungsexperten nun den artgerechten und sicheren Umgang mit dem neuen Einsatzmittel und erwerben dabei zusätzlich berufsbegleitend die Zusatzqualifikation „Tierpfleger für Kleingeflügel“.
Zum 1. April 2024 sollen dann erste Einsatzerfahrungen in einem Abschlussbericht vorliegen. Wir werden an dieser Stelle berichten.