Um die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen bei einer lebensbedrohlichen Einsatzlage (LEBE), die Koordinierung der erforderlichen Rettungsmaßnahmen und die patientengerechte Notfallversorgung zu trainieren, hatten sich die Organisatoren von Medizinischer Universität, Notfallsanitäterschule, Feuerwehrakademie, der Berufs- und Werksfeuerwehr, des Rettungsdienst Holstein wie auch der beteiligen Hilfeleistungsorganisationen und des THW einiges einfallen lassen.
Das Szenario: Nach einem Amoklauf in den Vorlesungsräumen der Uni mit zahlreichen Verletzten ist es auch zu einem Brand sowie einer Explosion mit eingestürzten Gebäudeteilen und mehr als 50 Verletzten gekommen. Verletzte Personen schreien um Hilfe, irren durch die Gebäude oder werden noch unter Trümmern vermisst.
Als die ersten Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr nach der Alarmierung eintreffen wird schnell klar, für den Massenanfall von Verletzten muss Großalarm ausgelöst werden. Rettungsdienste, Feuerwehr, Leitender Notarzt, Betreuungseinheiten und auch der THW-Ortsverband Lübeck werden nachalarmiert.
Während die Einsatzkräfte der Feuerwehr den Brand im Hörsaal bekämpfen und Rettungskräfte die Verletzten sichten und erste Rettungsmaßnahmen einleiten erhält die eintreffende Zugführerin des THW bei immer noch unklarem Lagebild den Auftrag unter Trümmern nach Vermissten und möglicherweise schwer verletzten Menschen zu suchen. Eine verletzte Person am Rande des Trümmerkegels muss betreut und fachgerecht an Notarzt und Rettungsdienst übergeben werden. Die lebensecht geschminkten Verletzten werden von Studierenden der Universität zu Lübeck gespielt, die alle individuelle Verletzungsmuster aufweisen, die von den Rettungskräften ermittelt und eingeschätzt werden müssen.
Die Fachgruppe Ortung erkundet derweil mit akustischem und optischem Ortungsgerät die Trümmerlage. Schnell steht fest, zwei Personen befinden sich unter den Trümmern, die sich mit Kratzen bemerkbar machen können.
Die Bergungsgruppe erkundet den Zugang zu den Verschütteten und sichert Teilbereiche gegen weiteren Einsturz. Dann heißt es „Zugang schaffen“. Mit Bohrhammer und Trennschleifer arbeiten sich die Einsatzkräfte vorsichtig durch die stahlarmierten Betonteile. Immer wieder werden die Rettungsarbeiten unterbrochen, damit die Ortungsgruppe Kontakt zu den Verschütteten aufnehmen kann.
Nach mehr als einer Stunde haben die THW-Kräfte eine Öffnung geschaffen und die beiden Verletzten können aus den Trümmern befreit und an den Rettungsdienst übergeben werden.
In anderen Bereichen der Uni läuft derweil die Patiensichtung und -kategorisierung auf Hochtouren. An den Verletztensammelstellen werden die Patienten untersucht und betreut und nach Schwere der Verletzung kategorisiert. Von hier geht es dann so schnell wie möglich weiter zur Akutversorgung in die umliegenden Krankenhäuser. Auch wenn im Rahmen der Übung nicht wirklich eine Verlegung mit dem Rettungswagen erfolgt, so gehört auch die sichere und konzentrierte Übergabe an die behandelnden Ärzte in den Notaufnahmen und im Schockraum zum festen Bestandteil der Übung.
Im Foyer des Audimax können Studierende in diesem Zusammenhang sogar unter fachkundiger Anleitung das Legen von Zugängen üben.
Für die zahlreichen Übungsbeobachter, die über Videoverbindungen im Audimax oder auch an den einzelnen Übungsstationen das Geschehen beobachten können, besteht so die Möglichkeit sich einen persönlichen Eindruck vom Zusammenspiel der insgesamt mehr als 100 Mitwirkenden zu verschaffen.
Dort wo zuvor noch Verletzte lagen oder eifrig Zugänge zu Verschütteten geschaffen wurden, kehrt am Nachmittag wieder Ruhe ein. Bereits am Freitag hatten THW-Kräfte der Fachgruppen Räumen und Ölschaden die Übungsstation zur Suche und Rettung Verschütteter vorbereitet. Dafür mussten mehrere schwere Betonteile und -röhren transportiert und aufgebaut werden.
Zugführer Christian Tobies, an der Übungsvorbereitung beteiligt und daher dieses Mal nicht selbst im Einsatz, zieht nach Übungsende ein erstes positives Fazit:
„Die Vermissten konnten schnell geortet werden und der Umgang mit Rettungstechnik lief sicher und konzentriert ab. Die Erkenntnisse aus der Übung werden wir in die weitere Ausbildung einfließen lassen.“
Auch nach Übungsende am frühen Nachmittag und einem gemeinsamen Imbiss wird die detaillierte Übungsauswertung noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Sicher sind sich alle Verantwortlichen aber darin, dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen gut geklappt hat und regelmäßige Übungen wesentliche Bausteine für die Bewältigung von Großschadenslagen sind.
Fotos: T. Schultz
TV-Bericht auf NDR.de
Bericht auf HL-Live.de